Der Hans-Jochen-Tschiche-Gedenkpreis

zur Förderung von Engagement, Demokratie und Parlamentarismus.

Zur Ehrung unseres langjährigen Ehrenvorsitzenden Hans-Jochen-Tschiche loben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt den Hans-Jochen-Tschiche-Gedenkpreis zur Förderung von Engagement, Demokratie und Parlamentarismus aus.

Ein besonderes Anliegen war Hans-Jochen Tschiche die Stärkung demokratischer Akteur*innen der Zivilgesellschaft, des Parlamentarismus sowie die Unterstützung von Opfern rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt.

Der Demokratiepreis

Mit dem Tschiche-Demokratiepreis werden Menschen und Initiativen ausgezeichnet, die sich in herausragender Weise für eine offene, vielfältige und demokratische Gesellschaft in Sachsen-Anhalt einsetzen.

Arbeit gegen Rassismus, Antisemitismus und alle anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, die zu Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt führen, stehen im Fokus dieses Preises.

Alle Vorschläge werden von einer sechsköpfigen Jury (bestehend aus Vertreter*innen der Familie Hans-Jochen Tschiches und von Miteinander e. V., der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt sowie BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt) gesichtet und bewertet.

Hans-Jochen Tschiche

Hans-Jochen Tschiche war ein Mutmacher in mutloser Zeit. In den bleiernen 1980er Jahren der DDR suchte er gemeinsam mit Menschen aus der oppositionellen Friedens- und Umweltbewegung Auswege aus dem gesellschaftlichen Stillstand. In Seminaren und Samizdatzeitschriften forderte er, was andere nicht einmal zu denken wagten: eine radikale Demokratisierung der Gesellschaft. Als Gründungsmitglied des Neuen Forums gab er Impulse für eine Erneuerung der DDR. Schon zuvor war Tschiche gegen den Strom geschwommen. Er hatte die Niederschlagung des Prager Frühlings kritisiert und den Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns unterstützt.

Wenige Jahre später war Tschiche Fraktionsvorsitzender der Bündnisgrünen im Landtag von Sachsen-Anhalt, als auch hier Asylbewerberunterkünfte angegriffen und Migrant*innen von Neonazis gehetzt wurden. Betroffenheit als Antwort reichte Tschiche nicht. Seine Fraktion gab eine Untersuchung in Auftrag, die sich mit den Erscheinungsformen des Rechtsextremismus in Sachsen-Anhalt befasste und die gesellschaftliche Debatte darüber forderte.

Nach dem Wahlerfolg der DVU in Sachsen-Anhalt wurde diese Debatte dringlicher und breiter. Hans-Jochen Tschiche ermöglichte gemeinsam mit den beiden, damals die Landesregierung tragenden Parteien SPD und PDS einen echten Dialog zwischen zivilgesellschaftlichen Initiativen und Politik darüber, wie eine Zurückdrängung von Rechtsextremismus und die mühsame Graswurzelarbeit der Demokratisierung der Gesellschaft aussehen kann.

Aus dem Nachruf von Miteinander e. V., den Tschiche mitbegründet hat.

Hans-Jochen Tschiche
1929-2015

Der Preis und die Preisverleihung

Der Hans-Jochen-Tschiche-Gedenkpreis ist mit einem Geldpreis in Höhe von 1.000 Euro dotiert.

Die Verleihung und Übergabe an die/den Gewinner*innen erfolgt im Rahmen einer gesonderten Veranstaltung.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die bisherigen Preisträger*innen

2023: Ismet Tekin und die AG MeGa der AWO
Ismet Tekin hat sich als Überlebender des antisemitischen und rassistischen Anschlags vom 9. Oktober 2019 in Halle entschieden, gegen das Schweigen und Vergessen zu kämpfen, welches leider viel zu schnell einsetzt. Ismet Tekin gibt nicht auf und trotz einiger Gegenschläge auch nicht nach. Gemeinsam mit der Soligruppe „Tekiez“ hat er den ehemaligen Dönerimbiss in der Ludwig-Wucherer-Straße zu einem Gedenk-, Bildungs- und Gesprächsort umgestaltet. Mehr

Mauern einreißen und Grenzen abbauen. Direkt am Grünen Band, welches Jahre lang zwei Staaten getrennt hat, verbindet jetzt ein Biotop Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Aber nicht nur die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, das Grenzdenkmal Hötensleben oder das Paläon erzählen Geschichten. Auch die Arbeitsgemeinschaft MeGa der AWO baut aktiv Grenzen ab und mahnt an. Mehr

2022: Razak Minhel
Seit fast 30 Jahren setzt sich Razak Minhel mit seinen Ideen, ganzer Kraft, mit Durchsetzungsvermögen und großem Engagement für die tolerante, vielfältige, demokratische Gesellschaft ein. Er ist Mitgründer des Multikulturellen Zentrums Dessau e. V. (MKZ), eine der allerersten Migrant*innenorganisationen in Sachsen-Anhalt. Er schuf damit einen Ort der Beratung und Unterstützung von und für Menschen mit Migrationsgeschichte, einen Ort des Kennenlernens und des Austausches unterschiedlicher Religionen, Kulturen, politischer Ansichten. Mehr

2019: „Oschersleben ist bunt“ sowie Susanna und Markus Nierth
Die Initiative „Oschersleben ist bunt“ besteht aus engagierten, jungen Menschen, die sich unter hohem persönlichem Einsatz selbst organisieren. Sie gestalten ihr Lebensumfeld für sich und andere und unterstützen dabei Geflüchtete sowie Opfer rechter Gewalt. Mehr

Susanna und Markus Nierth sind Botschafter des „Bündnis für Demokratie und Toleranz gegen Extremismus und Gewalt“. Persönlicher Bedrohung zum Trotz macht das Ehepaar Mut für den Einsatz gegen Rechtsextremismus und für unsere moderne Demokratie. Mehr

2017: „Buntes Roßlau“
Die Initiative „Buntes Roßlau“ (Preisträger 2017) wurde 2015 in Reaktion auf fremdenfeindliche Aufmärsche in Roßlau gegründet. Mit wechselnden Mitstreiter*innen organisieren sie Begegnungen, ein jährliches Rockfestival oder Wohltätigkeitsaktionen wie „Weihnachten im Schuhkarton“ im Jahr 2016 oder ein Weihnachtsessen für Bedürftige in 2017. Die Initiatoren mussten wiederholte Anschläge gegen ihre Wohnung und ständige Anfeindungen wie Demonstrationen vor ihrem Haus aushalten. Mehr