Klimaschutz in Sachsen-Anhalt voranbringen

In Paris haben sich im vergangenen Herbst die Staaten dieser Welt nach langem Ringen für eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad und nationale Zielsetzungen zum Klimaschutz verständigt. Wissenschaftler, Umweltaktivisten und NGOs hatten zuvor mit politischen Entscheidungsträgern um jeden Halbsatz im Abschlusskommuniqué verhandelt. Strittig bis zum Schluss waren neben der generellen Einigung auf die Reduzierung der CO2- Werte vor allem die notwendigen Schritte, auf die sich sowohl die westlichen Industrieländer als auch die Schwellenländer zur Erreichung der vereinbarten Zielmarken verpflichten sollten.

Inzwischen haben sowohl ein Großteil der am Abkommen beteiligten Länder als auch das EU- Parlament das Papier ratifiziert. Auch der Deutsche Bundestag hat dem Abkommen zugestimmt. Der nationale Klimaschutzplan, den Umweltministerin Barbara Hendricks nun vorgelegt hat, bleibt aber weit hinter allen Erwartungen zurück. Vor allem das Wirtschafts- und Energieministerium bremst, indem es sich hinter die Kohle- und Automobilindustrie stellt und damit die ökologische und ökonomisch nachhaltige Transformation dieser wichtigen Wirtschaftszweige verhindert.

Die mit der EEG-Novelle 2017 beschlossenen Ausschreibungen, die an den Interessen der großen Stromkonzerne und Netzbetreiber orientiert sind, nehmen kleine Akteure gezielt aus dem Markt und verhindern damit nicht nur echten Wettbewerb im Energiesektor, sondern auch den weiteren Ausbau einer Energieversorgung in Bürgerhand. Die notwendige verantwortliche Beteiligung von Genossenschaften und Bürgerunternehmen als Korrektiv im Wettbewerb des Energiemarktes wird ausgeschlossen. Deutschland hat seinen Platz als Vorreiter in der Energie- und Klimapolitik bereits verloren und riesige wirtschaftliche Chancen verspielt. Durch den Ausschluss der Bürger wird die Akzeptanz für Veränderungen weiter geschwächt. Der Beitrag Deutschlands zum Erreichen ambitionierter Klimaschutzziele muss ein umgehender Ausstieg aus der Atomkraft, der Kohleausstieg innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte, die Abschaffung der Sonnensteuer und ein konsequent vom 100%-Ziel gedachtes Strommarktdesign mit echten Vermarktungswegen für grünen Strom sein – auch und gerade mit Bürgerbeteiligung Wir brauchen auf Bundesebene dringend einen Paradigmenwechsel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaftspolitik, die die Interessen nachfolgender Generationen höher bewertet, als Konzerngewinne in veränderungsunwilligen Branchen!

Neben der Bundesregierung als wesentlichem Gesetzgeber in diesem Bereich sind auch die Bundesländer in der Verantwortung mit Klimaschutzplänen Rahmenbedingungen für die Reduzierung klimaschädlicher Abgase und einen Umbau des Energiesektors zu definieren. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN geht als Teil der schwarz-rot-grünen Landesregierung in Sachsen-Anhalt mit ambitionierten Zielen und durchdachten Maßnahmepaketen voran.

Saubere Energie für Sachsen-Anhalt

Die Klimaschutzziele sind nur durch eine Vielzahl integrierter Maßnahmen zu erreichen. Diese sind z.B. Energieeinsparung, Steigerung der Effizienz und Umstellung unserer Energieerzeugung auf erneuerbare Quellen, mehr Bürgergesellschaften/Genossenschaften, Reduzierung der Material- und Energieströme durch eine „Regionalisierung“ der Wirtschaft u.v.m.

Die Dekarbonisierung, also die Abkehr der Energiewirtschaft von der Nutzung fossiler Energieträger, ist ein wesentlicher Beitrag zur Begrenzung der Klimakrise. Die energetische Nutzung der Braunkohle in Sachsen-Anhalt wird spätestens mit der Auskohlung des Tagebaus Profen auslaufen. Dass es keine neuen Tagebaue in Sachsen-Anhalt geben wird, konnten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Koalitionsvertrag verankern. Wir setzen uns aktiv dafür ein, dass Konzepte für den Strukturwandel in ehemaligen Braunkohlerevieren mit den Menschen vor Ort erarbeitet werden. Diese Regionen können den Strukturwandel nicht alleine bewältigen, deshalb müssen jetzt Konversionsprogramme entwickelt werden und in moderne Infrastruktur investiert werden, statt abzuwarten und den Menschen zu suggerieren, dass alles beim Alten bleiben könne.

Die schwarz-rot-grüne Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag auf eine Fortschreibung des Klimaschutzprogramms und der Anpassungsstrategie an die Klimakrise verständigt. Der Ausstoß klimaschädigender Treibhausgase und der Verbrauch begrenzt verfügbarer natürlicher Ressourcen müssen drastisch reduziert werden. Auf der Grundlage des Klimaschutzkonzeptes der Landesregierung streben die Koalitionsparteien ein Klimaschutzziel von 31,3 Mio. t CO2 – Äquivalent bis zum Jahr 2020 an.

Sachsen-Anhalt hat bereits jetzt mit über 50 Prozent einen hohen Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung und die Produktion von Erneuerbaren Energien ist zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für Sachsen-Anhalt geworden. Rund 12.300 Menschen sind allein in der Windbranche beschäftigt.

Wir setzen uns für einen weiteren Ausbau der Windkraft in Sachsen-Anhalt, sowie für die Sicherung und den Ausbau vorhandener und neuer Produktionsstandorte ein. Ziel der politischen Förderung muss eine Vergrößerung der Forschungs- und Entwicklungskompetenzen an vorhandenen und neuen Standorten für die Windkraftproduktion und deren Zulieferindustrie sein. Ziel ist es, die Energieproduktion in den Windvorrang- und Windeignungsgebieten vor allem durch Repowering zu erhöhen. Parallel sind in den Vorranggebieten Entwicklungsräume zu schaffen um zu erwartenden Abnahme von Windkraftleistung außerhalb der Vorranggebiete auszugleichen, da Betreiber Anlagen nach 20 Jahren und mehr Betriebszeit zurückbauen werden. Der vom grünengeführten Umwelt-, Landwirtschafts- und Energieministerium überarbeitete Entwurf der Leitlinie „Artenschutz an Windenergieanlagen“ schafft mehr Planungssicherheit und schafft schon bei der Planung von Windenergieanlagen einen Rahmen, der ein Verfahren zur Lösung des Konflikts zwischen dem Ausbau der Erneuerbaren Energien sowie natur- und artenschutzrechtlichen Belangen vorgibt. Dies ist auch in die Landesraumordnung zu integrieren.

Wir brauchen den Schritt hin zur solaren Gesellschaft. Jedes Gebäude, jeder Verkehrsweg und jede alte Mülldeponie muss in Zukunft systematisch auf seine oder ihre Nutzbarkeit geprüft werden. Denn dezentraler, als auf dem Dach oder dem Hinterhof der Nutzer die benötigte Energie zu erzeugen, geht es nicht. Dies gilt für Strom und Wärme. Für eine dezentrale solare Stromerzeugung sind in Abstimmung mit den Bundesprogrammen geeignete Fördermöglichkeiten umzusetzen, die die wirtschaftliche und ökologische Nutzung von dezentralen Batteriespeichersystemen in Gebäuden befördern.  Dies minimiert den Druck auf den Ausbau der Niederspannungs- und Mittelspannungsnetze. Darüber hinaus sollten die Regionalen Planungsgemeinschaften für Freiflächen-PV-Anlagen Vorranggebiete ausweisen können, jedoch anders als bei der Windkraft ohne Ausschlusswirkung an anderer Stelle.

Der Ausbau der Solarthermie in Kombination mit Erdwärmesystemen ist u.a. ein zentraler Baustein für das Erreichen der energetischen Vorgaben der KfW Bank.  Dies ist durch geeignete Maßnahmen auf landespolitischer Ebene zu flankieren.  Der Ausbau der Erdgasförderung durch Fracking ist in Sachsen – Anhalt durch die Struktur der Lagerstätten mit hohen Kosten verbunden. Fracking ist für uns keine Option. Die Gasförderung durch Fracking ist für uns kein Beitrag für den Umbau von einer fossilen Energiewirtschaft zu einer nachhaltigen erneuerbaren Energieversorgung. Die Gefahren für Umwelt und Trinkwasser sind zu groß. Gemeinsam mit Universitäten und Forschungseinrichtungen wollen wir Sachsen-Anhalt zu einem Land der Speichertechnologien machen. Der Einsatz von Speichern in kleinen und mittleren Unternehmen, aber auch in Privathaushalten ermöglicht die Flexibilisierung des Energiebezugs und entlastet die technisch notwendigen und mit Kosten verbundenen Maßnahmen im Netzausbau auf allen Spannungsebenen.  Damit wird der Energiebezug aus öffentlichen Stromnetzen reduziert und die Netze deutlich entlastet. Mit einem „Effizienzbonus“ soll das Land auch in Privathaushalten den Einsatz innovativer Heiz- (keine direkt elektrische Heiztechnologien sondern z.B. effiziente Wärmepumpensysteme) – und Speicher-Systeme mit Energiemanagementsystemen fördern. Voraussetzung für eine solche Förderung sollte bei Sanierungen das Unterschreiten des aktuellen EnEV- Standards um mindestens 45 oder 60% sein und bei Neubauten die Erreichung von CO2-Neutralität. Bestehende Wasserkraftanlagen wollen wir auf Effizienz und die Erfüllung gewässerökologischer Anforderungen (z.B. Fischtreppen) überprüfen und bei Bedarf die Modernisierung solcher Anlagen unterstützen bzw. an alten Wassernutzungsstandorten mit vorhanden Querbauten in der Fließrichtung fördern. Die „Fischdurchlässigkeit“ für die vielen kleineren Nebengewässer kann so gleichzeitig verbessert werden. Grundsätzlich halten wir die sogenannte Kleine Wasserkraft für die Energiewende nicht für notwendig und wollen keine neuen Anlagen.

Der weitere Ausbau von Biomasse ist besser in Einklang mit den Zielen des Arten- und Naturschutzes zu entwickeln.  Die bereits vorhandenen intensiv genutzten Flächen für den Anbau von Energiemais und andere Pflanzen haben bereits heute regional zu einer erheblichen Veränderung der Biodiversität geführt und zur Vernichtung von wertvollen Lebensräumen geführt.

Die Wärme von Biogasanlagen muss grundsätzlich genutzt werden. Dazu müssen die Standorte so gewählt werden, dass Nutzer die entstehende Wärme über Netze zu Verfügung gestellt bekommen. Wo dies nicht möglich ist, sollte das Biogas möglichst über Leitungen zu den Verbraucher*innen oder veredelt und als reines Methan in das allgemeine Gasnetz eingeleitet werden.

Wesentlicher Bestandteil einer Energiewende ist für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die dezentrale Energieerzeugung, die neben Bürgerenergiegenossenschaften auch Stadtwerke und Kommunen als Akteure stärker einbindet. Da die Rahmenbedingungen auf Bundesebene dafür momentan eher verschlechtert werden, ist es wichtig, landeseigene darauf auszurichten, dass diese Protagonisten dezentraler Energieversorgung gestärkt werden.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für ein Divestment aus fossilen Energieunternehmen ein. Kapitalanlagen des Landes und von Kommunen sollen künftig keinen fossilen Brennstoffunternehmen mehr zugutekommen.

Mehr Energieeffizienz für Sachsen-Anhalt

Die mit Abstand effizienteste Klimaschutzmaßnahme ist die Vermeidung von unnötigem Energieverbrauch. Vor allem im Wärmesektor ist das Effizienzpotential noch langst nicht ausgeschöpft. Die vorhandenen Potentiale sind durch Maßnahmen umzusetzen, die die Baukosten und Betriebskosten im Sinne sozial verträglicher Mieten für alle Bürger begrenzen. Die technisch engen Handlungsspielräume für die Akteure durch die Förderrahmenbedingungen auf Bundes- und Landesebene sind zu Gunsten von ausschließlichen energetischen Zielgrößen zu erweitern.   Während das Land als Energieerzeuger eher zu vernachlässigen ist, ist es als Inhaber von landeseigenen Immobilien ein einflussreicher Akteur, der darüber hinaus noch eine enorme Vorbildwirkung hat. Die schwarz-rot-grüne Landesregierung hat sich darauf verständigt landeseigene Immobilien und Liegenschaften klimaneutral zu entwickeln.

Im Verwaltungshandeln soll die Landesregierung bei Abwägungs- und Ermessenentscheidungen Gesichtspunkte des Klimaschutzes besonders würdigen. Wir fordern gebäudebezogene Sanierungspläne für landeseigene Immobilien. Für öffentliche Gebäude, Wohngebäude und Nichtwohngebäude, die vor 2005 errichtet wurden, sollen in Etappen ebenfalls gebäudebezogene Sanierungspläne vorgehalten werden. Dabei muss das Land die Eigentümer, die für ihr Gebäude einen solchen Sanierungsplan erstellen lassen, unterstützen.

Mit Blick auf die Endlichkeit fossiler Energieträger und die Alternativen, die es im Heizungsbereich bereits gibt, sehen wir Neu-Installationen von Öl- und Erdgasheizungen kritisch. Die Landesregierung sollte Förderprogramme anbieten, um die Mehrkosten alternativer Wärmeversorger-Anlagen zu kompensieren, die bei der energetischen Sanierung und beim Heizungsaustausch entstehen. Zu alternativen Wärmeversorger-Anlagen zählen Solarthermieanlagen mit großen dezentralen und/oder saisonalen Speichern, Biomasseanlagen mit nachhaltiger Biomasseproduktion, vorzugsweise aus der Region- oder oberflächennahen Erdwärmepumpenanlagen , sowie Elektro- oder Gas-Wärmepumpen. Dabei muss sichergestellt werden, dass der benötige Strom oder das Gas aus regenerativen Quellen stammt. Die bisherige Förderung von Anlagen zur Kraft- Wärme-Kopplung (KWK) sollte es nur noch geben, wenn die Brennstoffe auf regenerativer Basis wie Biomasse, Power-To-Liquid oder Power-To-Gas basieren.

Im Wärmebereich muss die Gebäudeeffizienz trotz erster Erfolge noch erheblich steigen. Um unsere Ziele zu erreichen brauchen wir eine energetische Sanierungsrate von 3% und mehr statt bisher 0,8% pro Jahr. Davon sind wir trotz niedriger Zinsen noch immer weit entfernt. Auch die jetzt anlaufende zweite Sanierungswelle muss eine deutliche Verringerung des Kohlendioxidausstoßes als Ziel haben. Dies kann durch die Kombination einer durchdachten Dämmung in Verbindung mit auf regenerativen Energien basierenden Heizungssystemen erreicht werden.

Die Vorbildwirkung und Lenkungsmöglichkeit soll sich in Sachsen-Anhalt auch auf die Landkreise und Kommunen auswirken. Die Landesregierung sollte Gemeinden dabei unterstützen, eigene Wärmepläne zu erarbeiten. Landkreise, kreisfreie Städte und große kreisangehörige Gemeinden sollten darüber hinaus Klimaschutzkonzepte erstellen bzw. diese, wenn schon vorhanden, regelmäßig fortschreiben. Wir fordern die Einstellung von Klimaschutzmanager*innen in Landkreisen und kreisfreien Städte, die bereits jetzt durch Förderprogramme des Bundes weitgehend gegenfinanziert werden können.

Viele Kommunen diskutieren unter Kostenaspekten bereits die Reduzierung von nächtlicher Straßenbeleuchtung. Wir begrüßen diese Entwicklung und fordern ergänzend dazu die Umrüstung aller Straßenbeleuchtungen in Sachsen-Anhalt auf effiziente Beleuchtungstechnik, sowie eine Überprüfung der vorhandenen Straßenbeleuchtung unter dem Aspekt von Lichtverschmutzung.

Nachhaltig mobil in Sachsen-Anhalt

Durch eine nahezu „uneingeschränkte“ Mobilität sind hohe Mehrfachbelastungen für die Menschen entstanden. Schadstoff- und Lärm-Emissionen, Raum- und Ressourcenkonkurrenz und die Zerstörung intakter Ökosysteme sind bedenklich vorangeschritten. Der Verkehrssektor emittiert derzeit 25 Prozent der klimaschädlichen Gase.

Der Dieselskandal, in den auch deutsche Automobilkonzerne verwickelt sind, macht deutlich, dass der Traum vom schadstofffreien und klimafreundlichen Verbrennungsmotor eine Lüge war. Die Zeit fossiler Kraftstoffe geht zu Ende.

Aus Sachsen-Anhalt heraus unterstützen wir deshalb die Forderung des Bundesrates, ab 2030 in der Europäischen Union nur noch emissionsfreie PKW neu zuzulassen. Wir wollen die Luft frei machen von klimaschädlichen und gesundheitsgefährdenden Gasen und sie wieder unbedenklich atmen können. Treibhausgase sollen in einem erforderlichen Maß reduziert werden, wie es unser Planet braucht. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Verkehrswende in Sachsen-Anhalt voranbringen!

Das Rückgrat unserer Mobilität ist ein leistungsfähiger Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und ein mit hohen Taktzahlen und dichtem Netz ausgebauter Schienenfernverkehr, der nutzerorientierte und vernetzte Angebote macht. Der Umweltverbund aus Schienenfernverkehr, ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr stellt die effizienteste Nutzung unserer knappen Ressourcen Raum und Energie sicher. Wir brauchen deshalb eine verbesserte Vertagung und Verknotung der bestehenden Angebote, insbesondere der Bahn- und Busangebote, die auch Rufbussysteme einbezieht. Dabei dürfen Verwaltungsgrenzen keine Barrierewirkung mehr haben, damit den Nutzer*innen alle ÖPNV-Angebote gleichermaßen zur Verfügung stehen.

Die Elektromobilität bietet bereits jetzt eine klimaneutrale Alternative zu fossilen Kraftstoffen und ist in Verbindung mit Ökostrom emissionsfreie Mobilität – auch im Individualverkehr. Allerdings erfordert das eine verstärkte Investition in eine öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur, die neben dem Bund ergänzend durch das Land finanziell gefördert werden sollte, um Elektromobilität auch in ländlichen Räumen flächendeckend attraktiv zu machen. Begleitend sind alle Varianten von Geschäftsmodellen zu „Car-Sharing“ Projekten zu fördern.  Stadtwerken, Bürgerenergiegesellschaften und Netzbetreibern kommt in diesem Bereich eine besondere Rolle zu, die die Landesregierung noch stärker unterstützen soll, insb. deren Vernetzung und die gemeinsame Bereitstellung von intelligenten Abrechnungsmodellen.

Wir wollen in der Landes- und Regionalplanung eine klimagerechte Siedlungs- und Verkehrsentwicklung stärken, denn die wenigsten Emission entstehen, wenn wir Wohnen und Arbeiten besser vernetzen und gebündelte Infrastrukturen gut mit dem ÖPNV erreichbar sind. So unterstützen wir die Idee von Schnellbuslinien als Ersatz für Pendlerverkehre mit dem Auto, wie zum Beispiel zwischen Salzwedel und Wolfsburg, wenn die Umleitung von Pendlerverkehren auf die Bahn keine funktionierende Alternative ist.

Um überall effiziente und gesunde Mobilität zu erreichen haben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landeshaushalt durchgesetzt, dass mindestens 8% der Mittel des Straßenbaus für die Verbesserung des Radverkehrs eingesetzt werden. Die Kommunen und den Bund fordern wir auf, es uns gleichzutun. So können wir erreichen, dass der Anteil des Radverkehrs weiter steigen kann.

Das Rad wird auch als alltägliches Verkehrsmittel immer wichtiger. Deshalb sollte der Radverkehr in der Verkehrsplanung generell stärker berücksichtigt werden. Projekte in anderen Bundesländern zeigen, dass über den Bau von Radschnellwegen die Nutzung des Rades für den Arbeitsweg verstärkt genutzt werden kann.

Im innerstädtischen Lieferverkehr wollen wir den Einsatz von elektrisch betriebenen Lastenfahrrädern und LKW forcieren. Zur Vermeidung der Belastungen der Anwohner*innen ist es unser Ziel, die Innenstädte bis 2030 weitgehend emissionsfrei zu versorgen.

Auch im Bahnverkehr geht die Zeit des Dieselmotors ihrem Ende entgegen. Im Fernverkehr ist die E-Lok inzwischen Standard. Doch im Nahverkehr gibt es großen Nachholbedarf. Der Güterverkehr auf der Schiene gerät gegenüber dem LKW-Verkehr immer mehr ins Hintertreffen. Diesen Trend muss der Bund mit Investitionen in die Schieneninfrastruktur und besseren Rahmenbedingungen entgegenwirken.

Die Bahnverbindungen im Fernverkehr sind für viele Menschen in Sachsen-Anhalt nicht optimal. Landeshauptstadt Magdeburg muss wieder an das ICE-Netz angeschlossen werden, sowie Dessau-Roßlau und Mittelzentren an den IC-Fernverkehr, damit Bahnreisen eine attraktivere Alternative zum Auto werden.

Mehr Klimaschutz in Sachsen-Anhalts Land- und Forstwirtschaft

Die Landwirtschaft verursacht elf Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland. Sie spielt beim Klimaschutz daher eine wichtige Rolle. Den größten Anteil haben Methan (CH4) und Lachgas (N2O), welche eine um ein Vielfaches größere Klimaschädlichkeit als Kohlenstoffdioxid (CO2) aufweisen. Diese Treibhausgasemissionen entstehen in der Landwirtschaft vor allem durch die tierische Verdauung, die Ausbringung und Lagerung von Dünger, sowie die intensive Bodennutzung. Darüber hinaus werden durch den landwirtschaftlichen Verkehr erhebliche CO2-Emissionen freigesetzt. Indirekt trägt auch die Herstellung von Mineraldüngern und Pflanzenschutzmittel, die in der konventionellen Landwirtschaft in großem Maße eingesetzt werden, zur weiteren Freisetzung großer Mengen an Treibhausgasen bei.

Eine Senkung der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft um 50 % bis zum Jahr 2030 halten wir für dringend notwendig, um die Klimaschutzvorgaben des Pariser Abkommens einzuhalten.

Wir wollen dazu eine schrittweise Erhöhung des Anteils des ökologischen Landbaus in der Landwirtschaft. Wie im Koalitionsvertrag verabredet, halten wir an dem Ziel fest mittelfristig 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Sachsen-Anhalts ökologisch zu bewirtschaften. Denn wissenschaftliche Studien beweisen, dass der Ökolandbau gegenüber dem konventionellen Ackerbau die Emission von Treibhausgasen auf ein Drittel verringert. Die ökologische Bodenbearbeitung schützt den Humus, so dass eine zusätzliche Freisetzung von Kohlendioxid verhindert und die aktive Bindung von Kohlendioxid unterstützt wird. Zusätzlich werden durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel bedeutende Beiträge zum Klimaschutz geleistet.

Sachsen-Anhalt muss junge Landwirt*innen für den ökologischen Landbau sensibilisieren und berufliche Ausbildungsmöglichkeiten schaffen. Die auf unsere Initiative im Koalitionsvertrag vereinbarte Ausbildungsgangs Ökolandbau in einer Berufsbildenden Schule sind für uns dabei eine zentrale Forderung. Die Einrichtung einer Professur für Ökolandbau an der Martin-Luther-Universität würden wir begrüßen.

Der Boden ist ein wichtiger Faktor für den Klimaschutz. Unser Ziel ist, bestehende natürliche Kohlenstoffspeicher wie Moore und Dauergrünland langfristig zu erhalten. Wir unterstützen deshalb die Renaturierung von Moorflächen und die nachhaltige Bewirtschaftung nach dem Vorbild Mecklenburg – Vorpommerns, um eine fortschreitende Verholzung bestehender Moorflächen zu minimieren. Auch in der konventionellen Landwirtschaft setzen wir uns für eine verstärkte Humusförderung und Kohlenstofffixierung durch die Förderung vielfältiger Fruchtfolgen und schonender Bodenbearbeitung im Rahmen der Agrarumweltprogramme ein.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für die weitere wirtschaftliche Verwendung von ohnehin vorhandener Gülle als Energieträger in Biogasanlagen ein. Dies muss vor Ort geschehen, um weitere Schäden und Gefahren durch den Transport zu vermeiden. Gülleimporte lehnen wir ab.

Die Forstwirtschaft kann einen zusätzlichen Beitrag zur Erreichung unserer Klimaschutzziele liefern. Wälder sind effiziente Kohlenstoffspeicher und Lieferanten des klimaneutralen Baustoffes Holz.