Zur Silberhochzeit – Die Sache mit den Bündnissen

Vor einer Woche haben wir das 25-jährige Jubiläum des Zusammenschlusses zwischen Bündnis 90 und den GRÜNEN in Sachsen-Anhalt gefeiert – quasi Silberhochzeit. Ich habe im Vorfeld viel über die Kraft von Bündnissen nachgedacht, die Macht von unterschiedlichen Partnern und des Gemeinsam-Gehens. Vor 25 Jahren war es ein logischer und guter Schritt, dass sich Umweltbewegte, Bürgerrechtler, Feministinnen, queere Aktivisten und andere zusammenschlossen, um aus der Erfahrung von ’89 heraus – dass viele Verschiedene gemeinsam Großartiges erreichen können – auch das Land nach der Wende zu gestalten. Den Mut, es mit alteingesessenen und durchorganisierten Parteien aufzunehmen, muss so ein bunter Haufen erst mal haben, aber dieser Mut hat sich gelohnt. Und bei allen Rückschlägen hat sich auch gelohnt, dass wir immer eine Bündnispartei geblieben sind. Eine Partei der Vielen mit den vielen Themen. Wir wollen nicht weniger, als die #weltretten, und dafür müssen wir auf vielen Baustellen unterwegs sein.

Das macht es nicht immer einfach. Das macht uns streitbar und streitlustig – auch untereinander. Aber so lange wir in der Sache streiten, ist das wertvoll. Und mit dieser Haltung gehen wir auch heute noch Bündnisse ein. Viele davon fühlen sich gesetzmäßig und natürlich an, wie etwa die mit Umweltverbänden und Bürgerinitiativen. Andere Bündnisse sind eher Solche auf Zeit und komplizierter. Aber in den Einen wie in den Anderen streiten wir gern in der Sache, ringen um Kompromisse und Lösungen – natürlich immer die Welt der Zukunft im Blick. Vielleicht passen wir als Bündnispartei nicht so recht in eine Welt, in der es häufig nicht mehr um die Sache geht, sondern nur noch ums Gewinnen und Recht behalten. Wo Strategie und Finte den ehrlichen Kompromiss zu oft ersetzen. Wo die Show den Inhalt überlagert. Wo die Kämpfe nicht mehr um Lösungen, sondern um Definitionshoheit gehen. Aber andererseits passt so ein Politiktheater auch nicht mehr recht in eine Zeit, in der es Menschen nach ehrlichen Antworten und echter Zuwendung zu ihrem Leben dürstet.

Wir, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, haben viele Bündnisse in Sachsen-Anhalt. Manche davon sind für uns schwieriger als andere. Auf den ersten Blick. Weil wir etwas nicht gewonnen haben. Weil uns andere die Definition abgerungen haben. Weil ein Bündnispartner zu taktieren scheint. Weil Kompromisse oder Verabredungen nicht tragen. Ich glaube, zur Bewertung müssen wir einen Schritt zurücktreten. Müssen uns auf unsere Stärke und unsere Geschichte besinnen und auf die Inhalte schauen. Was sind unsere Ziele? Wir kämpfen nicht um den Sieg. Oder um Posten. Wir kämpfen für unser aller Zukunft. Und das geht nur zusammen mit anderen. Wer wüsste das besser als wir? Natürlich halten manche Bündnisse nicht ewig. Und wer nicht mit uns die #weltretten will – wenigstens ein kleines Stück, der wird nicht unser Partner sein. Und das heißt immer wieder genau gucken, was ein Bündnis trägt.

Das braucht Klarheit. Das braucht Mut. Und Demut. Und das braucht Freude und Freunde. Und das sind unsere Stärken.