Wir brauchen eine Qualitäts-Offensive in der Bildung: Baustein Lehramts-Studiums 5. July 201423. March 2022 Bildung ist die wichtigste Zukunftsinvestition überhaupt. Je besser Heranwachsende ihre Potentiale entfalten können, desto besser könne sie Verantwortung für sich selbst, für ihre Familien und ihr Land übernehmen, desto besser können sie zu Wohlstand und Wohlergehen einer Gesellschaft beitragen und die Demokratie stärken. Hinzu kommt: Für die Gestaltung von Bildung von Anfang an kommt dem Land als politischer Ebene die maßgebliche Verantwortung zu. Von der Kita bis zur Hochschule ist der politische Hauptakteur die Landesregierung. Sie bestimmt über die Rahmenbedingungen von Inklusion, über Gruppen- oder Klassengrößen, Bildungsprogramme, Curricula und Arbeits- sowie Ausbildungsbedingungen der Lehrenden, Studierenden, Forschenden und Erziehenden. Zentrale Lernorte sind Kitas, Schulen, Ausbildungsbetriebe und Hochschulen. In allen Lernorten kann und muss die Qualität verbessert werden, müssen die Bedingungen geschaffen werden, dass die Menschen dort gerne und erfolgreich arbeiten und die Heranwachsenden die bestmöglichen Entfaltungsbedingungen finden. Mit den unterschiedlichsten Initiativen haben wir die Landesregierung wiederholt aufgefordert, sich dieser Qualitätsdebatte zu stellen. Häufig haben wir dies zusammen mit Bündnispartnerinnen und -partnern wie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) getan. Die Landesregierung von Ministerpräsident Haseloff hat sich dieser Aufforderung bisher konsequent entzogen. In Form einer eklatanten rückwärtsgewandten Perspektivenverengung führt diese Landesregierung eine Kürzungsdebatte und schadet der Zukunft unseres Landes mit ihrer Kahlschlagpolitik wie der Streichung der Sprachstandsdiagnostik, der Schulschließungen, der Hochschulkürzungen. Wir legen unsere Vorstellungen für mehr Qualität in Kita, Schule und Hochschule auf den Tisch und öffnen uns so einer breiten gesellschaftlichen Debatte. Nur so können wir unsere bildungspolitischen Vorstellungen mit den Menschen vor Ort gemeinsam weiter entwickeln. Nur so können die Menschen wissen, was wir nach der Landtagswahl 2016 anders machen und konkret umsetzen wollen. Wir sind davon überzeugt: Mehr Qualität in Bildung gibt es nur mit BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Ein zentraler Bildungsort ist die Schule. Die moderne Bildungsforschung belegt sehr klar. Der Bildungserfolg der Schüler und Schülerinnen hängt in starkem Maße von jedem einzelnen Lehrer und jeder einzelnen Lehrerin ab. Darum ist es von zentraler Bedeutung, das Studium der angehenden Lehrer und Lehrerinnen so zu gestalten, dass sie optimal auf die wachsenden Herausforderungen in der Schule vorbereitet werden. Längeres gemeinsames Lernen, wie es in der Gemeinschaftsschule praktiziert werden kann, und tatsächliche Inklusion, wie sie von der UN-Konvention gefordert wird, ebenso wie Übergangsquoten an das Gymnasium von 50% konfrontieren die Lehrer und Lehrerinnen mit Lerngruppen, die sich durch wachsende Unterschiedlichkeit in den Lernständen und Lernvoraussetzungen auszeichnen. Der wachsende Fachkräftemangel wird darüber hinaus auch hier bei uns in Sachsen-Anhalt zu einem vermehrten Zuzug von Menschen mit anderen kulturellen, sprachlichen und religiösen Hintergründen führen. Auch dies wird die Unterschiedlichkeit in den Lerngruppen weiter erhöhen. Das Lehramtsstudium muss auf genau diese Herausforderungen vorbereiten. Die angehenden Lehrer und Lehrerinnen müssen lernen, wie sie unter diesen Bedingungen erfolgreich lehren und erziehen können. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Vorstellungen zu den notwendigen Änderungen des Lehramtsstudiums entwickelt. Hierbei beziehen sich die Überlegungen auf ein einzügiges Lehramtsstudium mit Staatsexamen als Abschluss wie es an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg angeboten wird. Die Frage der Umwandlung hin zu einem konsekutiven BA/MA-Studiengang halten wir in diesem Zusammenhang nicht für zentral. Folgende Veränderungen innerhalb des Studiums halten wir für notwendig: Im Studium müssen die lehramtsspezifischen Anteile stärker gegenüber den Fachanteilen gewichtet werden. Dies betrifft insbesondere eine Aufwertung der allgemeinen Didaktik und der Fachdidaktik sowie des Anteils der schulpraktischen Übungen. Darüber hinaus müssen schulpraktischen Übungen besser mit den Bildungswissenschaften (allgemeine und Fachdidaktik, Psychologie) verzahnt werden. In der Psychologie müssen neben den allgemeinen Grundlagen der Lern-, Motivations- und Entwicklungspsychologie auch gezielt psychologische Grundlagen im Umgang mit Problemen und Aktivitäten der Lehrer und Lehrerinnen (z.B. Konfliktlösung im Klassenzimmer, Elternarbeit) vermittelt werden. Hierbei ist zu prüfen, ob der Anteil der Psychologie im Studium zu erhöhen ist. Die Durchführung von außerunterrichtlichen Projekten oder Praktika in der Schule oder in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen halten wir für notwendig. Diese helfen, das erlernte Wissen problembezogen und praxisnah zu reflektieren und anzuwenden. Zentral für das Gelingen von Inklusion ist eine hinreichende Ausbildung aller angehender Lehrer und Lehrerinnen in den Grundlagen der Inklusion. Die Themen reichen hierbei vom binnendifferenzierten Unterricht bis zu Kenntnissen über spezielle Förderbedarfe. Bedeutung und Didaktik der Binnendifferenzierung ist ein Querschnittsthema, das in allen Lehrämtern vermittelt werden muss. In allen Lehramtsstudiengängen muss darüber hinaus mindestens ein komplettes Modul (5 ECTS) zur Inklusionspädagogik inklusive Kenntnissen über spezielle Förderbedarfe und konkreten Unterrichtsmethoden und Umgangsweisen absolviert werden. In jedem Fall muss Gewähr leistet sein, dass das Fachstudium eigenständige Anteile enthält, um insbesondere für den Lehrberuf spezifische Inhalte zu vertiefen. Folgende Veränderungen der Studienstruktur halten wir für notwendig: Die Bandbreite eigenverantwortlichen Unterrichts im Referendariat beträgt 7 bis 11 Stunden. Auch im sich an das Studium anschließende Referendariat sollen Lehramtsanwärter und -anwärterinnen durch eine Lehrkraft (Mentor, Mentorin) persönlich begleitet werden. Dies Gewährleistet eine bessere Betreuung und damit einen größeren Gewinn für den angehenden Lehrer und die angehende Lehrerin. Es sollte zwei Lehramtsstudiengänge geben, die sich am Alter der SchülerInnen und damit an den entwicklungspsychologischen und didaktischen Unterschieden orientieren: das Studium des Lehramts an Grundschulen sowie das Studium des Lehramts an der Sekundarstufe I und II. Dies ergibt sich aus dem Gedanken des längeren gemeinsamen Lernens und damit der schülerInnenbezogenen und nicht schulformbezogenen Ausbildung. Während des Studiums des Lehramts an der Sekundarstufe I und II muss die Möglichkeit der Vertiefung der Fachdidaktik für die Sekundarstufe II angeboten werden. Selbstverständlich sind beide Studiengänge gleich lang. Beide Lehramtsstudiengänge können gemeinsam als allgemeines Lehramtsstudium beginnen, eine Trennung kann dann nach dem ersten Studienjahr erfolgen. Dies ermöglicht den angehenden Lehrkräften eine fundierte Entscheidung über das zu erlernende Lehramt. Statt eines zweiten Unterrichtsfachs kann ein Förderschwerpunkt gewählt werden, eine eigenständige FörderschullehrerInnenausbildung entfällt. Dies gewährleistet eine breite Streuung und enge Verzahnung des förderpädagogischen Wissens in den LehrerInnenkollegien.