Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft nicht über Bord werfen – Ernährung für alle Menschen sichern

Mit dem Krieg in der Ukraine ist unsägliches Leid für die Ukrainer*innen verbunden. Zusätzlich verursacht der Krieg eine weltweit knapper werdende Getreideversorgung, mit der Hungersnöte gerade bei den Ärmsten der Armen drohen, die im hohen Maße von Getreideimporten aus der Ukraine und aus Russland abhängig sind.

Für den Landesverband von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat die Versorgung mit Lebensmitteln oberste Priorität. Die Ernährung muss für alle Menschen gesichert werden. Dazu bedarf es kurz- und langfristiger Lösungen.

Die aktuellen Lebensmittellieferungen in die Ukraine, sei es durch zivilgesellschaftliches Engagement, durch den Einsatz des Lebensmitteleinzelhandels oder durch staatliche Organisationen, helfen den Menschen und verdienen hohe Anerkennung.
Das World-Food-Programm muss finanziell aufgestockt werden, damit die hohen Preise für Getreide gezahlt werden können.
Und nach einer seriösen Bestandsaufnahme muss die Weltgemeinschaft eine solidarische und koordinierte Antwort darauf geben, wo das Getreide herkommen soll, das jetzt nicht mehr zur Verfügung steht.

Als BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beteiligen wir uns lösungsorientiert und stellen unsere Überlegungen ohne Scheuklappen an – z.B. hinsichtlich der Stilllegungsflächen.

Die jetzigen Warenströme und Exportstrategien gehören auf den Prüfstand und müssen verändert werden, sodass es nicht mehr zu einseitigen Abhängigkeiten von Lebens-, Futter- und Düngemitteln kommt und die Staaten durch eine regional angepasste und nachhaltige Landwirtschaft ernährungssouveräner werden.
Wenn allein in Deutschland 70% des Getreides in den Trog von Tieren gehen, in der EU 12% in den Tank und weltweit 30% der Lebensmittel verschwendet werden, dann gibt es ein großes Veränderungspotenzial, um alle Menschen satt zu machen.

Die Stellschrauben: Umbau in der Tierhaltung mit weniger Tieren, Reduzierung von Biosprit und Eindämmung der Lebensmittelverschwendung müssen gedreht werden, um für alle Menschen ihr Recht auf Nahrung durchzusetzen.

In der aktuell sehr schwierigen Situation, in der es weiterhin die Klimakatastrophe und das Artensterben mit ihren negativen Auswirkungen auf die Ernten gibt, können Forderungen nach einer Intensivierung der Landwirtschaft nicht die Lösung sein.
Die Widersprüchlichkeit dieser Position der Agrarlobby zeigt sich besonders gut am Beispiel des mineralischen Stickstoffdüngers, der einen sehr hohen Erdgasbedarf hat.

Der Landesdelegiertenrat (LDR) lehnt alle Bestrebungen ab, die ökologischen Maßnahmen in der Landwirtschaft hinten an zu stellen. Wer Klimakatastrophe und Artensterben nicht als Herausforderungen begreift und stattdessen von Luxusdebatte spricht, hat nicht verstanden, dass alle Krisen mehr denn je gelöst werden müssen.

Der LDR sieht in einer ressourcen- und klimaschonenden Landwirtschaft die Lösung.
Agrarökologische Maßnahmen schaffen stabile Ökosysteme, die die Landwirtschaft widerstandsfähiger und ertragsstärker machen.
Gute Bestäubungsleistungen, eine bessere Wasserverfügbarkeit, fruchtbare Böden und eine Düngung mit Eiweißpflanzen schaffen die Voraussetzungen für eine dauerhafte Landwirtschaft – auch in Sachsen-Anhalt.
Wir setzen auf die Leistungsfähigkeit der natürlichen Ressourcen.
Das sichert die Ernten von morgen für eine gesunde Ernährung.

Beschlossen auf dem Digitalen Landesdelegiertenrat am 19. März 2022