Geblogt: Was ist eigentlich eine Familie?

Nur Mutter, Vater, Kind? Oder sind auch Alleinerziehende und kinderlose Paare Familie?

Ein Text von Christian Franke | „Und was ist mit all den anderen „Familien“?“, wird sich die/der ein*e oder andere jetzt fragen. Ist Familie nicht eine Gruppe von Personen, die füreinander Verantwortung übernimmt, weil sie sich lieben? Okay, aber die komische Tante, die man überhaupt nicht mag, ist auch irgendwie Familie. Es heißt doch „Seine Familie kann man sich nicht aussuchen.“, oder doch?

Wenn wir über Familie reden, meint jede*r etwas anderes und das ist auch gut so. Wir GRÜNEN sind von der Gleichwertigkeit persönlicher Lebensentwürfe überzeugt. Jeder Mensch hat die Freiheit so zu leben, wie er oder sie es möchte. Besonders Kindern sollten keine Nachteile daraus entstehen, dass ihre Eltern nicht verheiratet sind, oder getrennt leben. Deshalb wollen wir GRÜNEN auch alle Kinder fördern, unabhängig davon, ob sie zwei verheiratete Elternteile haben, oder nicht. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit in unserem Land.

Und dieser „Wischi-Waschi-Genderwahn“?

Nein, das ist kein Begriff von mir. Er ist mir in einem Kommentar auf Facebook begegnet, in dem eine Frau meinte mir mitteilen zu müssen, dass sie von eben diesem „Wischi-Waschi-Genderwahn“ zunehmend genervt sei. Mir ist bis jetzt noch nicht ganz klar, was sie damit eigentlich genau meinte, aber da der Kommentar unter einem Beitrag zum Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie auftauchte, ist relativ klar, woher der Wind weht.

Für einige heterosexuelle Menschen, die in ihrem Leben viele Freiheiten genießen konnten, mag es wohl kaum vorstellbar sein, dass es einem anderen Teil der Bevölkerung eben nicht so geht, dass Menschen wie ich, die in diesem Land geboren wurden, nicht die gleichen Rechte und Freiheiten wie sie genießen. Menschen, die von der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft abweichen, können nicht die Person heiraten, die sie lieben. Schwule und Lesben sind in Deutschland noch immer schlechter gestellt als Heterosexuelle.

Das Eheverbot

Das Eheverbot für gleichgeschlechtliche Paare ist eine massive lebenspraktische und symbolische Diskriminierung. Es gibt keine nachvollziehbaren Gründe, warum der Staat gleichgeschlechtlichen Paaren das Recht auf Eheschließung verweigert. Die Öffnung der Ehe nimmt niemandem etwas weg. Die Ehe ist kein knappes Gut, das künstlich rationiert werden müsste. Es ist genug Ehe für alle da. Lesben und Schwule auf Dauer nur auf das familienrechtliche Institut der Eingetragenen Lebenspartnerschaft zu verweisen, vermittelt das Bild, dass es sich um Lebensgemeinschaften minderen Rechts und damit minderen Werts handelt.

Weil anders sein die Norm ist

Die „Ehe für alle“ wäre ein wichtiges Signal in die Gesellschaft; dass jeder Mensch anders und jeder Mensch gleich viel wert ist. Der Staat sollte Menschen nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben. Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intersexuelle sind in Deutschland täglich Diskriminierungen ausgesetzt. Habt ihr euch schon mal gefragt, ob ihr euren Freund im Restaurant küsst, oder Hand in Hand durch die Straße lauft, wie es andere Paare auch tun, oder es gelassen, weil ihr keine negative Blicke ernten wollt – oder Sprüche und Schlimmeres? Als Hetera oder Hetero stellt man sich diese Frage wahrscheinlich recht selten. Mir, als homosexuellem Mann, stellt sich diese Frage jeden Tag.

Statt heteronormativer Spießigkeit, die ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenzt, gibt es für mich daher nur eine Richtschnur: Die Würde des Menschen (Art. 1 Grundgesetz) und die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit (Art. 2 Grundgesetz). Und das ist – um auf den Facebook-Kommentar zurückzukommen – auch nicht Wischi-Waschi.